Auf Berufseinsteiger*innen kommt in der Lehre oder in anderen ersten Jobs viel Neues zu. Damit sie mit den vielen Herausforderungen gut umgehen können, ist es wichtig, dass Jugendliche sich am Arbeitsplatz wohlfühlen. Gesundes Arbeiten kann und soll von Anfang an gelernt werden.
Berufseinstieg: Wie können Jugendliche das Arbeitsleben gesund meistern?
Warum Jugendliche von Anfang an gesundes Arbeiten lernen sollten
Der Beginn einer Lehre oder der erste Job sind für Berufseinsteiger*innen wichtige Ereignisse, die das eigene Leben verändern. Sie lernen nach und nach, noch mehr Verantwortung für das eigene Leben und auch ihre beruflichen Aufgaben zu tragen. Viele müssen regelmäßig zeitig aufstehen, vielleicht in die Arbeit pendeln und mit unterschiedlichen Kolleg*innen auskommen. Auch kann es in der Arbeit zu Risiken für die körperliche und seelische Gesundheit kommen. Entsprechend wichtig sind ein gesundes Arbeitsklima sowie der gute Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben.
Der Berufseinstieg ist eine herausfordernde Zeit
Womöglich haben die jungen Menschen gerade ihre erste Liebesbeziehung oder ziehen bald in die erste eigene Wohnung. Es ist völlig normal, dass diese Umstellung für viele Jugendliche nicht nur Freude bringt und motiviert, sondern auch als stressig und belastend empfunden werden kann. Wenn dann auch noch der Berufseinstieg Energie und Aufmerksamkeit braucht, wird das schon recht viel an Anforderung für die Heranwachsenden.
Selbstfürsorge hilft bei der Bewältigung hoher Anforderungen
Zu den Anforderungen von außen kommt das eigene Innenleben. Gerade im Jugend- und jungen Erwachsenenalter spielen die unterschiedlichsten Emotionen eine große Rolle. Die Persönlichkeit ist noch in der Entwicklung. Weil in diesem Lebensabschnitt viele Veränderungen zusammenkommen, ist es hilfreich, wenn Jugendliche einen liebevollen Umgang mit sich selbst lernen. Diese Selbstfürsorge kann helfen, stabil durch diese prägende Übergangszeit zu kommen und von Anfang an ein gesundes Arbeiten zu entwickeln. Über Übungen zur Selbstfürsorge informiert beispielsweise die Österreichische Gesundheitskasse. Wer sich so um sich selbst kümmert, stärkt damit die eigene Resilienz. Der Fonds Gesundes Österreich definiert Resilienz als die „Widerstandsfähigkeit oder Anpassungsfähigkeit gegenüber Belastungen oder Risiken, die der Gesundheit abträglich sind.“ Der Umgang mit Belastungen kann also gelernt werden. Viele Unternehmen fördern auch gezielt die Persönlichkeitsentwicklung von Mitarbeitenden, etwa durch spezielle Seminare oder Workshops. Wenn Sie mehr über Resilienz wissen wollen, lesen Sie dazu unseren Bericht in der Frühjahrsausgabe 2024 unseres Magazins „Gesunde Stadt“.
Körperliche und seelische Risiken bei der Arbeit
Die gesundheitlichen Risiken und Belastungen von Berufseinsteiger*innen am Arbeitsplatz zeigt der Österreichische Lehrlingsgesundheitsbericht 2023 des Bundesministeriums für Gesundheit, Soziales, Pflege und Konsumentenschutz auf. Für die Studie wurden mehr als 3.100 Lehrlinge im Alter von 16 bis 21 Jahre über einen Online-Fragebogen befragt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, wo Jugendliche gefährdet sind und in welchen Bereichen es besonders wichtig ist, vorbeugend zu handeln.
Zu den häufigsten Belastungen in der Arbeit gehört es laut Lehrlingsbericht, wenn Jugendliche viel stehen und schwer heben müssen. Weibliche Lehrlinge empfinden darüber hinaus eher Stress mit der Kundschaft als belastend. Männliche Lehrlinge leiden dafür öfter unter Lärm. Was Gesundheit und Wohlbefinden betrifft, berichten die befragten Lehrlinge vor allem davon, gereizt zu sein, schlecht einschlafen zu können, Rückenschmerzen und Kopf- sowie Nacken- und Schulterschmerzen zu haben. Laut dem Lehrlingsgesundheitsbericht leiden fast 28 Prozent der weiblichen und 19 Prozent der männlichen Lehrlinge möglicherweise an einer depressiven Verstimmung oder Depression. Auch Übergewicht, chronische Erkrankungen, Bewegungsmangel, Rauchen und Cybermobbing sind Risikofaktoren, von denen ein Teil der Jugendlichen betroffen ist.
Lesen Sie im Folgenden, was nötig ist, damit Jugendliche von Beginn an gesundes Arbeiten herangeführt werden und was sie selbst tun können, um sich im Arbeitsleben wohlzufühlen.
Gute Rahmenbedingungen ermöglichen gesundes Arbeiten
Berufseinsteiger*innen verfügen noch nicht über viel Erfahrung am Arbeitsmarkt. Jugendliche sind darauf angewiesen, dass die Rahmenbedingungen für gesundes Arbeiten stimmen. Daher sind sie als Jugendliche auch besonders geschützt. Was das bedeutet, kann in einer Broschüre der der Arbeiterkammer nachgelesen werden. Lehrbetriebe und andere Unternehmen haben zum Beispiel dafür zu sorgen, dass Jugendliche sicher ihrer Arbeit nachgehen können und gesund bleiben. Das können sie tun, indem sie sich an gesetzliche Vorschriften in puncto Arbeitnehmer*innenschutz halten und gute Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehören zum Beispiel Sicherheit am Arbeitsplatz, ein ergonomisches Büro oder die Einhaltung der maximalen Arbeitszeit.
Ein gutes Betriebsklima ist wichtig für eine gesunde Arbeitsumgebung
Ein gutes Betriebsklima wirkt sich positiv auf die Gesundheit am Arbeitsplatz und das Mitarbeiterwohlbefinden aus. Gerade Berufseinsteiger*innen brauchen es, dass Vorgesetzte und Kolleg*innen mit ihnen sachlich und respektvoll umgehen, dass sie positive Rückmeldung für ihre Leistung erhalten und die Arbeit gefühlt fair verteilt wird.
Jugendliche dürfen ihre Rechte einfordern
Doch was passiert, wenn es einmal nicht so gut geht am Arbeitsplatz? Jugendliche sind oft noch unsicher und suchen die Ursache für Konflikte bei sich. Sie denken, sie müssten noch lernen und die Erwachsenen würden schon recht haben. Oft gehen sie dabei zu hart mit sich selbst ins Gericht und fühlen sich schlecht. Es ist wichtig, dass sie lernen zu beurteilen, woran Probleme liegen. Dabei kann Beratung und Information von außen helfen. Beispielweise bietet die Jugendplattform feel-ok.at einen Selbsttest mit direktem Feedback an, mit dem geprüft werden kann, woran es liegen kann, wenn sich Jugendliche in der Arbeit nicht wohlfühlen.
Selbstverwirklichung stärkt die Gesundheit
Mit der eigenen Arbeit etwas zu bewirken, ist motivierend und gut fürs Selbstbewusstsein. Das stärkt auch die Seelische Gesundheit. Um Jugendlichen ein gesundes Arbeiten zu ermöglichen, sollten sie vielfältige Tätigkeiten ausüben dürfen und sich ausprobieren. Wo möglich, sollen sie bei Entscheidungen miteinbezogen werden und selbst Entscheidungen treffen. Das ermöglicht Wohlfühlen am Arbeitsplatz und erhöht die Mitarbeitermotivation.
Ein Ausgleich zwischen Arbeits- und Privatleben hält gesund
Jugendliche erwarten heute eine ausgewogene Work-Life-Balance. Viele Unternehmen fördern dies und gesundes Arbeiten aktiv. Sie bieten Schulungen oder ermäßigte Sportangebote, eine Kantine mit ausgewogener Ernährung und vieles mehr. Aber die Freizeit und der persönliche Bereich sind ebenfalls wichtige Faktoren für einen gesunden Ausgleich zum Berufsalltag. Erholung, Entspannung und soziale Kontakte sind genauso wichtig für Berufsneulinge wie der gute und gesunde Arbeitsplatz.
Jugendliche können auch selbst einiges dazu tun, um ihrer Gesundheit Gutes zu tun und fit durch ihren Arbeitsalltag zu kommen. In vielen Fällen unterstützen Arbeitgeber auch dabei. Zu hilfreichen Maßnahmen gehören:
- Bewegung und mentale Fitness
Bewegung ist für Jugendliche besonders wichtig, da sie die körperliche und seelische Gesundheit unterstützt und die soziale Entwicklung fördern kann. Neben sportlicher Betätigung sind im Arbeitsleben auch gesundheitsschonende Arbeitsabläufe, zum Beispiel gelenkschonendes Heben, wichtig. Es gibt auch Arbeitgebende, die ihre Mitarbeiter*innen kostenlos zu Gesundheitsseminaren einladen. Dort können auch Berufseinsteiger*innen zum Beispiel Bewegungsformen, aber auch Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen lernen. Eine bewusste Atmung ist sehr hilfreich, um sich wohlzufühlen und sich nach stressigen Situationen gut zu erholen. Tipps für ihre Atmung finden Sie hier.
- Ausgewogene Ernährung
Um fit und leistungsfähig zu bleiben, ist beim Einstieg ins Berufsleben auch eine ausgewogene Ernährung, wie sie die österreichische Ernährungspyramide beschreibt, von Vorteil. Jugendliche können sich beispielsweise als Morgenritual ein ausgewogenes Frühstück angewöhnen. Wenn sie in der Kantine des Unternehmens Essen bekommen, ist es gut, wenn sie gezielt gesunde Speisen wie Salate oder Gemüsegerichte auswählen. Manche Firmen bestellen sogar eine wöchentliche Obstlieferung direkt ins Büro oder bieten gratis Kurse zu Ernährung an.
- Erholsamer Schlaf
Auch ausreichend viel und erholsam zu schlafen ist wichtig, um die Anforderungen im Arbeitsalltag gut erfüllen zu können. Jugendliche können viel tun, um Schlafprobleme zu vermeiden und ausgeruht in die Arbeit zu kommen. Dazu gehören zum Beispiel bewusste Schlafroutinen oder, nach Mittag keinen Kaffee und keine Energy Drinks mehr zu trinken.
- Persönlichkeitsentwicklung, um Jugendlichen gesundes Arbeiten zu ermöglichen
Damit Berufseinsteiger*innen sich im Arbeitsleben sicher und gut aufgehoben fühlen, brauchen sie auch persönliche Entwicklungschancen. Neben fachlichen Weiterbildungen fördern immer mehr Unternehmen auch gezielt die Persönlichkeitsentwicklung von Mitarbeitenden, beispielsweise durch spezielle Seminare oder Workshops. Dabei lernen die Jugendlichen etwa, ihre Stärken besser einzuschätzen und einzusetzen, erfolgreicher zu kommunizieren oder lösungsorientierter mit Konflikten umzugehen. Auch das fördert das Wohlbefinden und damit die Gesundheit am Arbeitsplatz. Wenn es keine oder zu wenige entsprechenden Angebote der Arbeitgeber*innen gibt, bietet beispielsweise das Kursangebot des waff zahlreiche Weiterbildungen im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung.
- Gesunde Körperbilder für ein selbstbewusstes Arbeitsleben
Um in der Arbeit selbstbewusst auftreten zu können, kann auch ein gesundes Körperbild unterstützend sein. Tatsächlich sind aber viele Jugendliche mit ihrem Körper unzufrieden. Hier setzen die Workshops aus dem Projekt Ich bin schön der Wiener Gesundheitsförderung – WiG an. In den Workshops werden Jugendliche aus unterschiedlichen Ausbildungseinrichtungen, also auch aus dem beruflichen Umfeld, ermutigt, sich mit dem eigenen Körperbild zu beschäftigen und sich selbst positiv wahrzunehmen. So gestärkt ist es einfacher, sich auf die neuen beruflichen Anforderungen zu konzentrieren.