Die Digitalisierung kann gerade älteren Menschen das Leben stark erleichtern. Viele gehen sehr versiert mit der Technik um und finden durch sie Unterstützung im Alltag. Doch ist es auch für viele Senior*innen nicht leicht, sich mit Smartphone, Internet oder Tablet anzufreunden. Sei es aus Scheu vor den neuen Möglichkeiten oder auch, weil sie den Umgang mit digitalen Geräten nicht gewöhnt sind.
5 Empfehlungen für einen entspannten Umgang mit digitalen Medien

Warum sollen ältere Menschen sich überhaupt mit der digitalen Welt auseinandersetzen? Und was hat das mit ihrer Gesundheit zu tun? Dafür gibt es viele Gründe. Wer digital fit ist, kann Arzttermine online von daheim aus ausmachen und muss nicht wegen jedem Rezept gleich in die Ordination gehen oder lange am Telefon warten. Frische Lebensmittel online zu bestellen, statt bei Schlechtwetter, oder wenn die Beine einmal nicht so wollen wie wir, hinaus zu müssen, ist auch praktisch. Der Einsamkeit durch Chats und Videogespräche mit den mehr oder weniger weit verstreuten Lieben gar keine Chance zu geben, tut gut. Bewegungsziele mit der Sport-App zu kontrollieren, motiviert und hilft mit, in Bewegung zu bleiben, Übertreibungen jedoch zu vermeiden. All das sind Beispiele, wie wir die Teilhabe an der digitalen Welt nutzen können, um unserer Gesundheit Gutes zu tun.
Das digitale Neuland kann verunsichern
Die Digitalisierung kann gerade älteren Menschen das Leben sehr erleichtern – wenn sie das auch wirklich können. Denn wer jenseits der 50 ist, ist in den wenigsten Fällen schon mit dem Computer aufgewachsen und bis die ersten (Tasten-)Handys zu einigermaßen erschwinglichen Preisen auf dem Markt waren, war diese Generation schon weit im Erwachsenenalter. Viele haben zwar bereits im Beruf mit Internet und Computer gearbeitet. Doch den intuitiven Zugang von „Digital Natives“, also Menschen, die bereits von Klein auf mit digitalen Geräten und Anwendungen gelebt haben, haben sich auch von dieser Gruppe nicht alle aneignen können.
Vielen Smartphone-Neulingen oder Chat-Anfänger*innen unter den Senior*innen machen die „neuen“ Geräte und Anwendungen Sorgen. (Lesen Sie dazu auch unseren Bericht in der Frühlingsausgabe 2025 von Gesunde Stadt.) Viele dieser Sorgen sind faktisch nachvollziehbar: Die Menschen wissen nicht, ob Informationen wahr sind, ob der gebuchte Termin wirklich angekommen ist oder ob ein Angebot vielleicht unseriös ist. Dazu kommen auch Ängste, die viel mit psychischen Hemmschwellen zu tun haben: Viele Senior*innen fürchten sich, mit Smartphone, Tablet und Co technisch nicht zurechtzukommen, sich vielleicht vor ihren Kindern und anderen jüngeren Personen zu blamieren, aufgrund ihres Alters zu langsam zu lernen – oder gar mit einem Klick oder Wisch Fehler zu machen, die sich nicht wiedergutmachen lassen.
Hier hilft es, sich gut zu informieren. Viele Angebote zur Schulung mit digitalen Medien in Wien sind genau auf die Bedürfnisse von Senior*innen zugeschnitten. Die Volkshochschulen, die Pensionist*innenklubs der Stadt Wien oder Digital Austria bieten kostenlose Workshops. Die Broschüre „Ab ins Internet – aber mit welchem Gerät?“ der Servicestelle digitale Senior*innen informiert über geeignete Geräte, „Das Internet sicher nutzen“ von Safer Internet über den sicheren Umgang damit. Dass die Lösung nicht ist, die neue Technik zu vermeiden, liegt also auf der Hand. Senior*innenvertreter*innen und Medienexpert*innen sind sich einig, dass digitale Kompetenz ein wichtiger Schlüssel für ein aktives Teilhaben am sozialen Leben ist. Und dieses ist wiederum ein Grundstock für eine gute seelische Gesundheit.
Lernen ohne Angst und Stress
Wir beschäftigen uns hier nicht damit, welche Lerninhalte wichtig sind. Das ist verschieden und es gibt unterschiedliche Angebote. Wer sich nicht sicher ist, wie fit er oder sie selbst im digitalen Bereich ist, findet auf digitalaustria.gv.at einen Selbstcheck zur digitalen Kompetenz.
Wichtig ist, dass innere Blockaden uns nicht daran hindern, auf die Teilhabe am Leben, die die Digitalisierung bringt, zu verzichten. Denn die Digitalisierung gehört heute zu einem guten und sozial gut vernetzten Leben dazu. Es ist oft schneller und auch kostengünstiger, wenn Reisen z. B. über das Internet gebucht werden. Kontakte über Sprach- oder Textnachrichten können auch über Distanz gepflegt werden. Das und vieles anderes machen es wichtig, den Umgang mit digitalen Medien zu lernen. Um gut und effizient zu lernen, darf Angst keine Rolle spielen. Lesen Sie in der Folge, was wichtig ist, damit sich ältere Menschen entspannt und angstfrei mit digitalen Medien vertraut machen können.
1. Mit positiver Einstellung geht es besser
- Stellen Sie sich vor, wie digitale Geräte und Angebote Ihren Alltag erleichtern können. Überlegen Sie, was davon Ihnen am meisten Freude machen würde: Mit Freunden und Familie über Video zu telefonieren, gesunde und köstliche Rezepte aus dem Internet auszuprobieren, mit einer Fitness-App die eigene Bewegung überblicken oder endlich, gerade wenn die Augen nicht mehr so gut wie früher sind, einmal ein Buch mit der genau für Sie passenden Schriftgröße lesen und damit die Augen schonen … die Antworten werden sicher bei allen ein wenig anders ausfallen. Wichtig ist nur: Digital sollen wir nicht „müssen“, wir sollen es „wollen“. Nur dann tut es uns gut und erleichtert unser Leben wirklich. Und wer etwas lernen will, nimmt es auch schneller auf, als wenn es als Pflicht empfunden wird.
- Überlegen Sie, welches Erfolgserlebnis ihr erstes sein soll: Wollen Sie einen Einkauf tätigen? Oder ist Ihnen wichtiger, einen Gruß über einen Nachrichtendienst zu versenden? Oder möchten Sie eine Ernährungs-App ausprobieren? Was immer Ihnen am wichtigsten ist: Das gehen Sie dann in aller Ruhe als erstes an.
- Denken Sie an die technischen Veränderungen, die Sie schon erlebt haben!
Mussten Sie vielleicht noch zur Telefonzelle, weil Sie auf erste Vierteltelefon (nur ältere Semester kennen die geteilten Telefonleitungen noch) drei Monate warten mussten? Und erinnern Sie sich daran, wie schwierig es anfangs war, die neue Technologie Mikrowelle richtig einzustellen? Seien Sie zuversichtlich: Sie werden auch die digitale Welt meistern.
2. Haben Sie keine Angst vor Fehlern!
- Fehler sind normal und gehören zum Lernen dazu. Machen Sie sich bewusst, dass die modernen Geräte eine enorme Fehlertoleranz haben. Das heißt, dass Fehler praktisch nie schwerwiegende Konsequenzen haben. Nur weil der Schirm des Handys kurz anders aussieht als gewohnt, heißt das nicht, dass etwas kaputt ist.
- Wenn Sie unsicher sind, besorgen Sie sich Schritt-für-Schritt-Anleitungen (Unterstützungsangebote siehe weiter oben im Text). Dort findet sich oft auch Rat, wie man nach einem Fehler wieder zum Ausgangspunkt kommt. Im gut sortierten Buchhandel finden sich zahlreiche Bücher, die die wichtigsten Anwendungen Schritt für Schritt erklären und oft auch illustriert darstellen. Vergessen Sie nie: Als älterer Einsteiger in die digitale Welt sind Sie nicht allein. Daher gibt es auch schon viele Ratgeber und Lernangebote zu dem Thema.
- Solange Sie nicht sicher sind, fahren Sie gern „zweigleisig“. Wenn Sie stolz das erste Mal einen Arzttermin online vereinbart haben, aber nicht sicher sind, ob es geklappt hat, spricht nichts dagegen, das mit einem kurzen Anruf abzusichern.
3. Überlegen Sie, wie Sie am liebsten lernen!
- Es gibt unterschiedliche Lerntypen. Manche Menschen lernen besser, wenn sie von einer Person betreut werden. Andere brauchen den Austausch in einer Gruppe von Gleichgesinnten. Wieder andere lernen am liebsten alleine aus Büchern oder Videos. Wie Sie lernen, ist Ihre Sache.
- Formulieren Sie Ihre Bedürfnisse. Besonders, wenn sich hilfsbereite Digital Natives der Smartphone- oder Internetneulinge annehmen, sprechen die Beteiligten oft tatsächlich nicht die gleiche Sprache. Machen Sie als älterer Lernender darauf aufmerksam, dass sie Begriffe, die für Jüngere Alltagssprache sind, nicht kennen. Bitten Sie darum, dass ein Cursor als Pfeil bezeichnet wird oder eine Domain als eine Adresse im Internet. Und fragen Sie nach oder fordern Sie ein langsameres Tempo, wenn Sie etwas nicht verstehen.
4. Lernen Sie spielerisch!
- Wenn Sie in die digitale Welt einsteigen, müssen Sie nicht damit anfangen, gleich auf einer Online-Plattform ihren ärztlichen Befund abfragen zu wollen. Lernen Sie vielleicht vorher, ihr Enkelkind per Videoanruf anzurufen oder senden Sie ein Foto an liebe Freund*innen. Das macht Spaß und Sie üben den Umgang mit digitalen Geräten.
- Es gibt zahllose Apps und Websites, die Spiele, Gedächtnistraining oder Unterhaltung bieten, darunter auch viele – aber Achtung, nicht alle - kostenfrei. Das Gehirn so zu trainieren, tut der geistigen Fitness gut. Wie Sie Ihr Smartphone oder Tablett bedienen, lernen Sie dabei fast nebenbei.
5. Machen Sie es sich so einfach wie möglich!
- Digitale Geräte können sehr genau auf die jeweiligen Benutzer*innen eingestellt werden. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zu einem barrierefreien Leben.
- Mit dem Älterwerden lässt die Sehkraft gewöhnlich nach. Das Lesen von Texten in kleiner Schrift wird schwieriger. Die Anpassungen der Helligkeit und der Schriftgröße unterstützt beim guten Sehen der Inhalte. Wem das voreingestellte Menü am Handy oder Tablett zu kompliziert ist, kann es reduzieren und vereinfachen.
- Hören statt sehen: Die meisten modernen Geräte haben auch Möglichkeiten zur Sprachsteuerung eingebaut. Viele Angebote, darunter beispielsweise das E-Paper des Magazins „Gesunde Stadt“ der Wiener Gesundheitsförderung – WiG, bieten eine Vorlesefunktion an. Das ist nicht nur bequem, sondern schont auch die Augen.
- Die eigenen Vorlieben bei der Bedienung einstellen: Wer z. B. mit dem beim Smartphone übliche „Wischen“ nicht zurechtkommt, kann die Bedienung auf „Tasten“ umstellen. Ebenso ist es möglich einzustellen, wie lang die Reaktionszeit bei einer Berührung ist.
- Apps nutzen, um nicht selbst ständig an wichtige Dinge denken zu müssen: Beispielsweise haben viele ältere Menschen Schwierigkeiten, genug zu trinken. Mit einer Tracking-App, die ans Wasser-Trinken erinnert, wird das viel leichter.
Die Digitalisierung ist nicht gut oder schlecht. Sie ist einfach Teil unseres Lebens und auch unserer Gesundheit. Wir können nicht mehr entscheiden, ob wir „mitmachen“ wollen. Nutzen wir sie also. Und damit anzufangen, ist auch in späteren Lebensjahren möglich. Wer sich der digitalen Welt entspannt nähert, wird feststellen, dass sich dadurch viele Aspekte des Lebens erleichtern lassen.
Glossar – Die „Digitalbegriffe“ in diesem Artikel
- App: Programm auf dem Handy oder Tablet.
- Chat: Ein Gespräch mit Nachrichten am Handy oder Computer
- Cursor: Der Pfeil auf dem Bildschirm, das zeigt, wo gerade geschrieben oder geklickt werden kann.
- Digital Native: Person, die mit Handys, Computern und dem Internet aufgewachsen ist.
- Digitale Kompetenz: Gut mit dem Handy, Computer und Internet umgehen zu können.
- E-Paper: Eine Zeitung, die man am Computer oder Handy lesen kann.
- Menü: Die Auswahlliste für Apps oder Websitekapitel
- Smartphone: Eine besondere Art von Mobiltelefon. Es bietet neben den üblichen Kommunikationsmöglichkeiten eines Handys (Telefonie, SMS, etc.) etliche weitere Optionen aus dem Bereich der Computerwelt. So können Smartphones für das mobile Surfen im Internet verwendet werden.
- Tablet: Ein flacher Computer mit einem Bildschirm, der auf Berührung – z. B. Antippen – reagiert, dafür ohne Tastatur.
- Tracking-App: Ein Programm zur Verfolgung von Aktivitäten, Dingen oder Personen (z. B. Schrittzähler, zur Unterstützung, um ausreichend zu trinken etc.)
- WhatsApp: Ein sehr häufig verwendetes Programm für das Smartphone für den Austausch von Nachrichten Bilder oder Videos.