Werbung für Essen und Getränke von Unternehmen und Influencer*innen in sozialen Medien wirkt sich auf das Ernährungsverhalten von Jugendlichen aus. Tipps für den Umgang damit.
Social Media-Werbung und das Essverhalten von Jugendlichen

Jugendliche verbringen viel Zeit in Sozialen Medien wie Instagram und TikTok. Dort kommen ihnen zahlreiche Behauptungen zum Thema Ernährung unter. Oft ist es für die jungen Menschen schwer erkennbar, wenn dort Werbung für Lebensmittel gemacht wird. Untersuchungen zeigen jedoch, dass Werbung für Lebensmittel einen Einfluss darauf hat, was junge Menschen konsumieren. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Eltern und Bezugspersonen sich mit ernährungsbezogenen Inhalten in Sozialen Medien beschäftigen und den Teenagern unterstützend zur Seite stehen.
Wie Soziale Medien das Ernährungsverhalten Jugendlicher beeinflussen
Werbung wird in Sozialen Medien einerseits von Lebensmittel-Unternehmen gemacht, andererseits von Influencer*innen, die bestimmte Produkte bewerben. Oft werden Extreme dargestellt, zum Beispiel sehr einseitige Ernährungsstile, die der Gesundheit schaden können. Eine Untersuchung im Rahmen einer Masterarbeit an der Universität Innsbruck aus dem Jahr 2023 zeigt: Je länger junge Menschen auf Social Media sind, desto eher fühlen sie sich unter Druck gesetzt, sich an dort vorgegebene Ernährungsregeln zu halten. Diese können jedoch sehr unausgewogen und wenig förderlich für die Gesundheit sein. Diese können jedoch sehr unausgewogen und wenig förderlich für die Gesundheit sein und so das Risiko, ein krankhaftes Essverhalten zu entwickeln, erhöhen. Jugendliche in schwierigen oder herausfordernden Lebenssituationen sind hier besonders betroffen.
Für die Gesundheit ungeeignete Produkte werden in Sozialen Medien häufiger gezeigt als eine ausgewogene Ernährung. Das bestätigt eine Studie der Medizinischen Universität Wien im Auftrag des Gesundheitsministeriums, deren Ergebnisse 2023 in der Broschüre „Einblick in das digitale Werbeumfeld von Kindern und Jugendlichen“ veröffentlicht wurden. Zudem ist wissenschaftlich bewiesen, dass Werbung für Produkte mit viel Zucker, Fett und Salz das Verlangen/Bedürfnis diese Lebensmittel zu konsumieren, erhöht.
Das ist nicht ungefährlich: Mit einem unausgewogenen Ernährungsverhalten steigt das Risiko für Übergewicht und Adipositas. Daraus können Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes entstehen.
Wie Unternehmen ihre Produkte auf Social Media bewerben
Viele der beliebtesten Lebensmittelmarken bewerben ihre Produkte in Sozialen Medien wie Instagram, YouTube und TikTok. Auf diese Weise erreichen die Unternehmen ein Millionenpublikum und somit auch viele Kinder und Jugendliche. Fast die Hälfte der in oben genannter Studie analysierten Inhalte sprechen spezifisch Kinder und Jugendliche an. Dabei sind rund 80 Prozent der gezeigten Produkte laut den Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und rund 70 Prozent laut der Empfehlung der Nationalen Ernährungskommission als nicht erlaubt für die Bewerbung an Kinder eingestuft. Dazu zählen vor allem viele Arten von Schokolade und Süßwaren, Müsliriegel, süße Toppings und Desserts, Getränke sowie Fertiggerichte und Ähnliches. Kinder und Jugendliche werden in der Lebensmittelwerbung vor allem mit Geschmack und Spaß angesprochen. Das soll Freude bei ihnen auslösen. Diese positive Emotion kann den Wunsch fördern, das Produkt haben zu wollen.
Welche Rolle Influencer*innen bei der Ernährung von Jugendlichen spielen
Influencer*innen sind Personen, die regelmäßig Inhalte auf einem Social-Media-Kanal posten. Sie bewerben auch Produkte, wofür sie fast immer von Unternehmen bezahlt werden. Die Jugendlichen vertrauen diesen Inhalten und lassen sich in ihrem Essverhalten davon beeinflussen. Am häufigsten bewerben Influencer*innen Schokolade und Süßes, Kuchen, süße Kekse und Gebäck, Fertiggerichte und Getränke. So genannte „Junkfluencer*innen“ bewerben fast ausschließlich wenig gesundheitsfördernde Produkte mit viel Fett, Salz und Zucker.
Tipps für Erwachsene, um Jugendliche bei einem gesunden Ernährungsstil zu unterstützen
Eine ausgewogene Ernährung ist, genauso wie ausreichend Bewegung, wichtig für die Gesundheit und das emotionale, geistige und seelische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere Organisationen fordern deshalb, Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren vor den negativen Auswirkungen des Lebensmittelmarketings offline und online zu schützen.
Als Eltern und Bezugspersonen können Sie Ihr Kind über Werbung in Sozialen Medien aufklären und selbst ein Vorbild für einen ausgewogenen Ernährungsstil sein. Wie sich dieser im Alltag umsetzen lässt, ist in den österreichischen Ernährungsempfehlungen, die 2024 überarbeitet wurden, aufgelistet.
Wir haben Tipps zusammengestellt, wie Sie mit Werbung für Lebensmittel in Sozialen Medien umgehen und Jugendlichen eine ausgewogene Ernährung näherbringen können.
- Reden Sie mit den Jugendlichen über Produktwerbung und in Sozialen Medien dargestellte Ernährungsweisen
Üben Sie mit Heranwachsenden, wie Werbung im Internet erkennbar ist. Dafür können Sie einen Blick auf die Plattformen von Lebensmittelfirmen werfen. Gehen Sie die Inhalte gemeinsam durch und schauen sie, welche Produkte und Ernährungsstile angepriesen werden. Besprechen sie, wie förderlich oder schädlich diese für die Gesundheit sind.
- Klären Sie über Werbung von Influencer*innen auf
Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass hinter den Postings von Influencer*innen oft Werbung steckt und diese Geld damit verdienen. Erklären Sie, welche Formen dieser Werbung es gibt. Manchmal platzieren Influencer*innen zum Beispiel gezielt Produkte in ihren Videos. Dann ist am Frühstückstisch vielleicht eine Müslipackung einer bestimmten Firma zu sehen, obwohl Müsli meistens viel Zucker enthält. Welche weiteren Formen von Influencer*innen-Marketing es gibt, lesen Sie auf der Plattform saferinternet.at.
- Informieren Sie Ihr Kind altersgerecht über gesundheitsförderliches Essen – auch online
Wenn Ihr Kind Fragen zum Thema Ernährung hat, sollen Sie ihm altersgerechte Antworten geben. Dafür gibt es viele praktische, digitale Hilfsmittel. Die Initiative „Kinder essen gesund“ des Fonds Gesundes Österreich stellt zahlreiche Erklärvideos rund ums Thema Ernährung online kostenlos zur Verfügung. Auf diese Weise erfahren Kinder und Jugendliche zum Beispiel, wie schnelles Essen - zum Beispiel Fertigpizza - mit wenigen Handgriffen ausgewogener gemacht wird.
- Lassen Sie Ihre Kinder selbst über ausgewogene Ernährung nachdenken
Auf der Jugendplattform feel-ok.at können Sie mit Kindern und Jugendlichen spielerisch üben, welche Lebensmittel der Körper am meisten braucht. Das Online-Spiel Ernährungsteller auf feel-ok.at interessiert sicher Jugendliche, die dabei erfahren, wie sie sich selbst eine ausgewogene Mahlzeit zusammenstellen können. Es bezieht sich auf das vom Sozialministerium präsentierte Tellermodell.
- Schaffen Sie eine positive Esskultur in der Familie
Wenn Sie innerhalb der Familie eine positive Esskultur schaffen, ist Ihr Kind weniger anfällig für die Bewerbung ungesunder Produkte in den Sozialen Medien. Dazu gehört etwa, gemeinsam zu essen und dabei eine freundliche Atmosphäre zu schaffen. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, aber integrieren Sie auch gelegentlich Süßes in den Speiseplan. Verbieten Sie einzelne Lebensmittel nicht.
- Machen Sie ausgewogene Ernährung zur Selbstverständlichkeit
Im Idealfall bekommt Ihr Kind ganz automatisch mit, wie unterschiedliche Lebensmittel schmecken und entdeckt die Vielfalt, die Obst und Gemüse bieten kann. Beispiele dafür, wie Sie in der Offline-Welt ein ausgewogenes Essverhalten verankern können: Stellen Sie vor dem Hauptgang eine Portion Salat oder anderes Gemüse auf den Tisch oder nehmen Sie sich am Wochenende Zeit für gemeinsames Kochen mit frischen, rohen Zutaten. Bieten Sie Ihren Kindern eine Auswahl an Rezepten, die Sie als gesundheitsförderlich einschätzen und lassen Sie Ihre Kinder wählen.
Top-Tipp!
Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind an einer Essstörung erkrankt ist, können Sie sich bei der Hotline für Essstörungen der Wiener Gesundheitsförderung – WiG informieren.