Mobbing ist ein Thema, mit dem Jugendliche immer wieder konfrontiert sind. Gerade in der Schule, wo viele Heranwachsende über lange Zeit zusammen sind, ist es wichtig, Mobbingsituationen zu erkennen und aktiv gegenzusteuern.
Mobbing in der Schule: Wie kann es vermieden werden?
Wenn Jugendliche gemobbt werden, ist oft die Schule der Austragungsort der Konflikte. Das kann verschiedene Gründe haben. Einerseits verbringen viele Heranwachsende – wir sprechen hier von Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren – viel Zeit in der Schule. Sie haben dort einen guten Teil ihrer sozialen Kontakte. Und sie können nicht einfach gehen, wenn sich Konflikte anbahnen.
Was ist Mobbing?
Das Wort „Mob“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „beleidigen“ oder „belästigen“. Beim Mobbing wird eine Person von einer Gruppe oder einzelnen Menschen aus unterschiedlichen Gründen ausgegrenzt. Das passiert regelmäßig und über einen längeren Zeitraum. Mobbing gibt es überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen und über einen längeren Zeitraum miteinander leben, arbeiten oder lernen. Das können auch der Arbeitsplatz oder ein Verein sein. Für einen großen Teil der Jugendlichen ist ein derartiger Ort vor allem die Schule.
Wie entsteht Mobbing?
Mobbing passiert nicht von heute auf morgen. In beinahe allen Fällen hat es mehrere Phasen.
- Konflikte beginnen: Meinungsverschiedenheiten werden nicht lösungsorientiert ausgetragen. Es wird gestichelt beziehungsweise gelästert. Es kommt zu ersten direkten Angriffen mit Worten. In der Phase finden Mobber*innen erst ihr Opfer.
- Das Opfer wird zur Zielscheibe: Mobber*innen grenzen ihre „Opfer“ aus. Sie halten sie von wichtigen Informationen fern. Oft werden auch Lügen verbreitet, die andere nicht als solche erkennen können. Andere schließen sich den ursprünglicheren Mobber*innen an. Das kann sein, weil sie Angst haben, selbst zum Opfer zu werden, oder weil sie sich in der Gruppe stark fühlen wollen.
- Der Druck steigt: Das Opfer ist in der Klassengemeinschaft isoliert. Es weiß nicht, an wen es sich wenden soll. Sein Selbstbewusstsein ist schon stark angegriffen. Sehr oft geben die Gemobbten sich selbst die Schuld an der Situation beziehungsweise schämen sich, weil sie wegen körperlichen Merkmalen wie z. B. Übergewicht oder Hautfarbe, die sie auch selbst als Mängel betrachten gemobbt werden.
Was bewirkt Mobbing?
Gemobbte Jugendliche kommen aus Angst oft nur mehr unregelmäßig oder gar nicht mehr in die Schule. Viele entwickeln selbst aggressives Verhalten. Das hat oft die Folge, dass sie es sind, die von Lehrer*innen und Betreuer*innen als die Störenfriede wahrgenommen werden. Was wiederum den Mobber*innen, die sehr oft so agieren, dass es das Umfeld nicht bemerkt, Auftrieb gibt. Mobbing kann sich auch auf unterschiedliche Arten auf die Gesundheit der gemobbten Schüler*innen auswirken. Sie können nur noch schlecht oder zu wenig schlafen. Manche werden auch krank und entwickeln Depressionen oder Symptome wie Bauch- oder Kopfschmerzen.
Wichtig: Mobbing hört nicht von allein auf! Da Mobbing über einen langen Zeitraum stattfindet, wird das Opfer immer ängstlicher und die Täter*innen immer gemeiner und hören nicht auf, das Opfer schlecht zu behandeln.
Welche Arten von Mobbing gibt es?
Es gibt unterschiedliche Ausformungen von Mobbing, die sich aber alle auf die Gesundheit der Opfer auswirken können.
Verbales Mobbing (Mobbing mit Worten): Hier wird eine Person ständig kritisiert. Sie wird beleidigt oder ausgelacht. Auch Bedrohungen kommen vor. Mobbing durch Sprache kann man oft schwer erkennen. Für Mitschüler*innen wirkt diese Art des Mobbing oft noch wie Spaß. Auch weil die Opfer, die sich nicht anders zu helfen wissen, oft mitlachen. Auch wenn ihnen gar nicht danach ist. Lügen über eine Person können ebenfalls Mobbing sein, wenn sie das Ziel haben, den anderen schlecht zu machen.
Körperliches Mobbing: Eine Person erlebt in diesem Fall körperliche Gewalt. Das müssen nicht gleich Schläge sein. Auch Schubsen, leichtes Boxen usw. kann als sehr erniedrigend empfunden werden. Besonders wenn die Klassenkamerad*innen zusehen und darüber lachen, können die Mobber*innen damit ihre Überlegenheit demonstrieren. Körperliches Mobbing ist das, was andere am leichtesten erkennen.
Soziales Mobbing: Der gemobbte Schüler oder die gemobbte Schülerin wird von der Klassengemeinschaft oder einer Gruppe innerhalb der Klasse ausgeschlossen. Das geschieht so auffällig, dass alle Schüler*innen mitbekommen, dass der oder die Jugendliche nicht „dazugehört“. Der/die Gemobbte wird nicht zu Festen eingeladen. Wenn die Gruppe sich trifft, wird das ausgiebig besprochen – oft bewusst so, dass das Mobbing-Opfer dabei ist und seine Ausgeschlossenheit schmerzlich wahrnehmen muss.
Cybermobbing: Diese Art von Mobbing hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Es werden über Personen im Internet gemeine und oft unwahre Nachrichten verbreitet. Das kann über Soziale Medien geschehen, aber auch beispielsweise innerhalb von Klassen-WhatsApp-Gruppen oder über die E-Mail-Adresse. Unter Schüler*innen ist der Austausch von Nachrichten, Videos und Bildern wichtiger Teil der Kommunikation. Wenn es in der Schule zu Mobbing kommt, ist meist auch Cybermobbing dabei. Cybermobbing ist übrigens kein Kavaliersdelikt. In Österreich ist es seit 2016 strafbar.
Was können Eltern tun, wenn sie bemerken, dass ihr Kind in der Schule gemobbt wird?
Eltern sind für Jugendliche oft nicht mehr die ersten Ansprechpartner*innen, wenn es um seelische Nöte geht. Doch gerade im Fall von Mobbing wird oft doch in der Familie Halt und Hilfe gesucht. Tipps, was Eltern tun können, um ihre heranwachsenden Kinder vor Mobbing zu schützen oder sie in Mobbingsituationen zu stärken, beschreiben die Expert*innen von aktivpräventiv, einem Verein, der in ganz Österreich Schulworkshops zu Mobbingprävention organisiert.
Bewusstseinsbildung: Eltern können ihre Kinder ermutigen niederzuschreiben, was in der Schule passiert und wie sie es erleben. Das können die Jugendlichen Eltern oder anderen Vertrauenspersonen vorlegen. Wenn die Schüler*innen das für einige Wochen gemacht hat, sieht man eine Struktur – daran könnten dann Maßnahmen ansetzen. Tagebuch zu schreiben, hat auch einen positiven psychologischen Effekt: Sich den Kummer „weg zu schreiben“, hilft manchmal, damit sich die Jugendlichen gleich ein wenig besser fühlen.
Keine falschen Hoffnungen: Es ist schwer Mobber „abzustellen“. Eltern sollten nicht versuchen, die Mobber*innen zu ändern, sondern ihren eigenen Kindern helfen, die konkrete Mobbingsituation aufzubrechen.
Emotionen außen vor lassen: Eltern wollen ihre Kinder beschützen. Die automatische Reaktion ist oft ein Kampf- oder ein Fluchtmodus. Das erste äußert sich meist in aggressiven Anrufen bei den Mobbingeltern oder der Schule. Davon raten Expert*innen allerdings ab: Man stellt damit das eigene Kind bloß. Unbewusst können die Eltern mit zu viel aggressiver Einmischung die Souveränität der Jugendlichen untergraben. Kurz: Bevor Eltern etwas unternehmen, sollten sie mit ihrer eigenen Emotion fertig werden.
Im Gespräch bleiben: Was gut helfen kann, ist, wenn die Eltern ein paar bewertungsfreie Fragen stellen, bei denen der oder die Jugendliche als gleichwertige*r Gesprächspartner*in angenommen wird. Das kann sein: „Was ist eigentlich passiert?“ – „Wie geht es dir, wenn du daran denkst?“ – „Hast du Idee, wie wir das so lösen können, dass es dir besser geht?“ Auf diese Weise analysieren die Jugendlichen die Situation, und die Eltern können sich ein Bild davon machen, inwiefern sie helfen können.
Blick von außen: Manchmal sind Situationen schon so eingefahren, dass Schule und Familie sie nicht mehr durchbrechen können. Oder die Jugendlichen fühlen sich mit der Familie als Ansprechpartner nicht wohl und wollen lieber mit jemandem „Neutralen“ reden. Dann braucht es einen Experten. Neben der Österreichweiten Hotline von Rat auf Draht mit der Telefonnummer 147 können Jugendliche in Wien sich direkt an die WienXtra Jugendinfo wenden. Dort wird Jugendlichen und ihren Bezugspersonen persönliche Beratung zum Thema Mobbing angeboten. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Weitere Anlaufstellen für Jugendliche in schwierigen Situationen finden Sie in unserem Magazin Gesunde Stadt (Frühlingsausgabe 2024).