Es gibt neue österreichische Ernährungsempfehlungen – und auch wieder die bewährten Ernährungspyramiden dazu. Neu ist, dass diesmal sowohl Klima- als auch Gesundheitsparameter einbezogen wurden, denn das Ernährungssystem ist ein Treiber für den Klimawandel. Außerdem gibt es nun auch eigene Empfehlungen für eine Ernährung ohne Fisch und Fleisch, und Hülsenfrüchte wurden zu einer eigenen Gruppe.
Ernährungsempfehlungen: Essen nach der Pyramide
Das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz hat neue Ernährungsempfehlungen veröffentlicht. Sie berücksichtigen erstmals Klimaparameter. Neue Ernährungspyramiden stehen ebenfalls zur Verfügung. Diesmal auch in einer Variante ohne Fisch und Fleisch.
Wovon wir wieviel essen sollen – und das wie oft – fragen sich viele, die sich gesundheitsförderlich und ausgewogen ernähren wollen. Hilfe bieten dabei schon lange die österreichischen Ernährungsempfehlungen. 2024 wurden sie überarbeitet, aktualisiert und von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung im Auftrag der Gesundheit Österreich GmbH veröffentlicht. Für die neuen Empfehlungen arbeiteten nationale und internationale Expert*innen gemeinsam mit den Mitgliedern der Nationalen Ernährungskommission. Klimaschutz wurde neu in die Kriterien der Empfehlungen aufgenommen, ebenso wie die Auswirkungen auf die Gesundheit und nationale Verzehrgewohnheiten. Dabei wurde eine wissenschaftliche Berechnungsmethode angewandt.
Lebensmittel: Gruppenbildung erwünscht
Bei den österreichischen Ernährungsempfehlungen handelt es sich um sogenannte lebensmittelbasierte Ernährungsempfehlungen. Dabei wird anhand von unterschiedlichen Lebensmittelgruppen die optimale Zusammenstellung einer vollwertigen Ernährung dargestellt. Natürlich wurden sehr wohl die Ausgewogenheit der Nährstoffzufuhr und Erkenntnisse zur Prävention ernährungsbedingter Krankheiten einbezogen. Doch wären Empfehlungen nach Nährstoffen sehr theoretisch und nicht besonders praxistauglich. Ernährungsempfehlungen nach Lebensmittelgruppen sind leichter umsetzbar. Sie sind auch international üblich. Damit sie noch einfacher zu erfassen sind, wurden die Empfehlungen auch wieder grafisch in Form von Ernährungspyramiden veranschaulicht. So ist auf einen Blick zu erkennen: Die breite Pyramidengrundfläche enthält alles, was oft und viel gegessen werden sollte. Mit dem schmäler werden der Pyramide reduziert sich auch die Menge der jeweils empfohlenen Lebensmittel. Was nur selten auf den Tisch kommen sollte, findet sich ganz oben auf der Pyramide.
Pyramiden mit Varianten
Nachdem viele Menschen ganz oder großteils auf den Verzehr von Fleisch verzichten, gibt es jetzt zwei Pyramiden: Einerseits eine für Menschen, die Fisch und Fleisch essen. Andererseits wurde erstmals auch eine Empfehlung für eine vegetarische Ernährung ohne Fisch und Fleisch erarbeitet. Auch bei der Ernährungsempfehlung für Personen, die Fisch und Fleisch essen, wurden diese Lebensmittel im Vergleich zur vorherigen Version der Empfehlungen reduziert. Dafür stellen jetzt Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen, Erbsen usw. eine eigene Kategorie dar. Sie enthalten viele wichtige Nährstoffe und sind in der Herstellung klimafreundlicher als Fleisch.
Wenn Fleisch und Fisch auf dem Speiseplan stehen
Auch Menschen, die Fisch und Fleisch essen, wird empfohlen, einen Großteil der Ernährung aus pflanzlichen Quellen zu beziehen. Das schont nicht nur das Klima, sondern kommt auch den Ernährungsbedürfnissen vieler entgegen und wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Denn der Trend zu flexitarischem Essen – das heißt einer großteils pflanzlichen Ernährung mit nur ab und zu hochwertigen Fleischprodukten – wird immer stärker.
Näher betrachtet: die Stufen der Pyramide
Auch innerhalb der einzelnen Lebensmittelgruppen gibt es Unterschiede, was deren gesundheitlichen Nutzen betrifft. Wir haben daher einige Aspekte, die Sie beachten sollten, zusammengefasst.
- Genießen Sie das gute Wiener Wasser! Getränke sollten möglichst ungesüßt sein. Am besten ist Wasser.
- Essen Sie bunt! Bei Obst und Gemüse gilt die Devise, bunt zu essen. Denn in unterschiedlichen Gemüsesorten sind auch unterschiedliche Nährstoffe enthalten. Je bunter Sie essen, desto abwechslungsreicher ist die Zusammensetzung der Nahrung.
- Schöpfen Sie aus dem vollen Korn! Bei Getreideprodukten sind Vollkornprodukte vorzuziehen. Sie enthalten mehr Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe als andere Produkte. Das fördert die Verdauung.
- Tappen Sie bei Milch nicht in die Zuckerfalle! Milch und Milchprodukte tun der Gesundheit am besten, wenn sie keinen zugesetzten Zucker und nur wenig Fett enthalten.
- Ölen Sie pflanzlich! Pflanzenöle enthalten wertvolle Fettsäuren. Sie sind daher tierischen Fetten vorzuziehen.
- Lassen Sie die Erbsen kichern! Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Kichererbsen usw. sind als Proteinlieferanten eine gute Alternative zu Fleisch.
- Bleiben Sie frisch mit Fisch! Ein- bis zweimal in der Woche Fisch zu essen, liefert wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Ihnen wird ein positiver Einfluss auf das Immunsystem, den Blutdruck und die Nierenfunktion zugeschrieben.
Bitte, kein Fisch und Fleisch!
In der vegetarischen Version der Ernährungspyramide ist die Gewichtung mancher Lebensmittelgruppen anders als bei der Variante für Fleisch- und Fischesser*innen verteilt.
Diese Ernährungspyramide bildet ovo-lacto-vegetarische Empfehlungen ab. Das bedeutet, es werden zwar kein Fleisch und kein Fisch gegessen – allerdings stehen Eier, Milch und Milchprodukte auf dem Speiseplan. Wer sich ovo-lacto-vegetarisch ernährt, muss Sorge tragen, auch alle Nährstoffe, die andere über Fleisch und Fisch aufnehmen, in ausreichendem Ausmaß zu sich zu nehmen. Besonders Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B12, Eisen, Zink, Jod und Selen könnten sonst zu wenig vorhanden sein.
Wo sind diese Nährstoffe enthalten?
Omega-3-Fettsäuren sind in vielen pflanzlichen Ölen, wie Lein-, Raps- oder Walnussöl enthalten. Auch über den Genuss von Walnusskernen können sie aufgenommen werden.
Vitamin B12 befindet sich in Milchprodukten und Eiern.
Eisen ist einerseits in Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide oder Beerenobst enthalten. Werden gleichzeitig Vitamin-C-haltige Lebensmittel gegessen (z. B. Broccoli oder Paprika), kann der Körper das Eisen besser aufnehmen.
Zink ist in vielen Lebensmitteln enthalten. Darunter sind beispielsweise Eier, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte.
Jod ist ebenfalls in Eiern enthalten. Eine der wichtigsten Quellen ist jodiertes Speisesalz. Dieses wurde eingeführt, weil es in unseren Breitengraden nur wenig Jod in den Lebensmitteln gibt.
Selen-Quellen sind beispielsweise Pilze, Spargel, aber auch Hülsenfrüchte enthalten Selen.
Ernährungsempfehlungen als wichtige Hilfsmittel
Wer abwechslungsreich und bunt isst, wird wenig Schwierigkeiten haben, den Empfehlungen der Ernährungspyramiden zu folgen. Diese Empfehlungen, die Lebensmittel auf einen Blick und leicht erfassbar abbilden, sind ein wichtiges Hilfsmittel bei der Zusammenstellung der Ernährung, das viele Menschen schon bisher genutzt haben. Mit den Erweiterungen um den Aspekt des Klimaschutzes und der vegetarischen Variante werden die österreichischen Ernährungsempfehlungen noch praxistauglicher und können zukünftig auch Personen anziehen, die sich damit bisher nicht auseinandergesetzt haben.