Es gibt immer mehrere Ursachen für eine Essstörung: familiäre, persönlich-individuelle, biologische, aber auch gesellschaftliche und soziokulturelle Ursachen. Ein gesellschaftlicher Schlankheits- und Jugendkult kann ein Mitauslöser für eine Essstörung sein.
Erkennungsmerkmale
Ursachen und auslösende Faktoren
Mediale Bilder, die Fitness und Schlankheit propagieren, eine bestimmte Körperästhetik vermitteln und diese mit Anerkennung, Erfolg, Glück und Selbstwert verknüpfen, können fatale Folgen haben. Sich diesen – scheinbar Erfolg verheißenden – Idealen äußerlich anzunähern, wird schnell zur Lösungsstrategie für innere Konflikte. Die körperliche Erscheinung wird eng mit psychischen Befindlichkeiten verbunden: liebenswert, begehrenswert und anerkannt zu sein. Dieser Gedanke kann schnell den Weg in eine Essstörung ebnen.
Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper gilt als Risikofaktor für die Entwicklung einer Essstörung. Sie ist in westlichen Industrieländern eindeutig höher als in sogenannten Entwicklungsländern. Diäten stehen meist am Beginn einer Essstörung.
Männer und Essstörungen
Essstörungen treten bei Männern wesentlich seltener auf als bei Frauen. Auf zehn Frauen mit Anorexie sowie vier Frauen mit Bulimie kommt ein Mann. Frauen streben meist mit Diäten nach Schlankheit. Männer tendieren eher dazu, über Sport ihren Körper zu formen. Wenn Männer ihre Ernährung einschränken, ist oft tatsächliches Übergewicht die Ursache. Dies kann jedoch zur Entwicklung einer Essstörung führen.
Eine besondere Form der Essstörung bei Männern ist die Muskeldysmorphie (Biggerexie, auch Adoniskomplex oder Muskelsucht genannt). Betroffene halten sich für zu schmächtig, trainieren exzessiv und bemühen sich um einen besonders muskulösen Körperbau. Diese Bemühungen enden schließlich in einer Art Zwang. Die Erkrankten schrecken dann auch vor übermäßigem Sporttreiben, Diäten und leistungssteigernden Substanzen wie Anabolika nicht zurück. Die Störung der Wahrnehmung des eigenen Körperbilds kann so weit gehen, dass sich sogar ein ausgeprägt muskulöserBodybuilder als zu schmächtig empfindet. Die genauen psychischen und physiologischen Ursachen der Muskelsucht, die einige Psycholog*innen auch als übersteigerten Narzissmus beschreiben, sind noch weitgehend unerforscht.
Folgende Faktoren beeinflussen die Entstehung von Essstörungen
Soziokulturelle Faktoren: Schlankheitsideal, starre Geschlechterrollen
Familiäre Faktoren: Schwierige innerfamiliäre Beziehungen
Individuelle und Persönlichkeitsfaktoren: Pubertät, niedriges Selbstwertgefühl, starke Leistungsorientierung, niedrige Frustrationstoleranz, schlankes Schönheitsideal
Biologische Faktoren: Hormonstörungen bei Hunger- und Sättigungsregulation, biologisch höheres Gewicht bei normaler Nahrungsaufnahme